15 Mai 2021, 13:05
Ernährung
Georg Blunier bewirtschaftet seit 2014 den Biohof Dusch in Paspels. betteryou sprach mit ihm über seine Erfahrungen mit der konventionellen und biologischen Landwirtschaft.
Was waren eure Beweggründe den Hof «Demeter-basiert» zu führen?
Unser Hof war einer der ersten Bio Suisse Höfe in der Schweiz. Zudem sind wir schon länger KAG Freiland (Haltungsstandards Tierwohl) zertifiziert. Über die Mindestanforderungen der Bio Labels hinaus gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. Um unserem Qualitätsanspruch gerecht zu werden und uns gegenüber der Konkurrenz besser abgrenzen zu können haben wir uns 2018 aus inhaltlichen, ökologischen und politischen Gründen für die Demeter Bewirtschaftung entschieden. Im selben Zeitraum haben wir zudem den Entschluss getroffen den eigenen Pflanzenbau zu stärken.
Was bedeutet Demeter Bewirtschaftung genau?
Dabei handelt es sich um ein naturnahes Bauern. Die traditionelle Landwirtschaft kam nach dem 1. Weltkrieg aufgrund der Industrialisierung unter Druck. Der Anthroposoph Rudolf Steiner hat dies erkannt und die Demeter Theorie welche den Bauernhof als geschlossener Kreislauf darstellt vorgestellt. Diese konnte sich bis heute erfolgreich halten. Aktuell gibt es ca. 370 Demeter Höfe in der Schweiz. Es handelt sich dabei um ein biologisch-dynamisches Bauern. Die Natur wird mit selbst gemachten Hilfsstoffen unterstützt. Futter oder Dünger von aussen kommt nicht in Frage.
Warum gilt die Demeter Theorie auch als umstritten?
Sähen und Ernten wird dabei streng genommen auf die Mondphasen und Planetenposition abgestimmt. Es werden Rituale gepflegt und einiges wirkt dabei geheimnisvoll. Unter den Demeter Bauern gibt es deshalb zwei Lager. Diejenigen welche philosophisch geprägt sind und sich u.a. nach dem Mondkalender richten. Und die anderen, welche eher pragmatisch und wissenschaftlich an das ganze heran gehen. Wir gehören zur zweiten Gruppe.
Was ist für euch in der Arbeit der Hauptunterschied zwischen den Labeln «Bio Suisse» und «Demeter»?
Demeter-Produzenten halten zusätzlich zu den Bio Suisse Richtlinien die Demeter-Vorschriften der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und Verarbeitung ein. Sie nutzen die Energien aus der Natur und aus Präparaten zur Bodenverbesserung und Qualitätssteigerung. Bestimmte Richtlinien sind strenger als bei Bio Suisse. So ist das Enthornen der Kühe generell nicht erlaubt. Auch die Verarbeitung ist noch strenger geregelt. Hier sind noch weniger Zusatzstoffe und Verarbeitungsschritte zugelassen.
Wie ist es für einen Bauernhof möglich nur Demeter und Bio Suisse – Produkte zu produzieren?
Unser Hof liegt ca. 850 m.ü.M. in der Bergzone 1. D.h. aufgrund des Geländes und der kurzen Saison (später Frühlingsbeginn früher Wintereinbruch) können wir bei Massenprodukten nitcht mit dem Unterland konkurrenzieren. Deshalb haben wir uns für Qualität vor Quantität entschieden. Glücklicherweise wird in der Schweiz der Markt für diese Produkte grösser. Zudem gilt es innovativ zu bleiben. Dies sehen wir an unserem neusten Nischenangebot: den Gemüsetaschen. Die Gemüseabos welche wir ab Mai 21 erstmals wöchentlich anbieten sind bereits ausgebucht.
Weshalb sollten Endkonsumenten Bio und Demeter Produkte kaufen?
Der Bio und Demeter Anbau ist der bessere Weg für die Natur und somit letztendlich auch für die Menschen. Für eine sinnvolle und saisongerechte Ernährung sind die Labels allerdings noch kein Garant. Diese Verantwortung muss der Endkonsument immer wieder selbst übernehmen.
Mehr zum Biohof Dusch erfährst du hier.
Nachtrag von betteryou:
Was bedeutet Bio für die Gesundheit?
Die Behauptung, dass Bioprodukte gesünder sind als Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft konnte bis heute wissenschaftlich nicht belegt werden (1). Klar ist: Eine ausgewogene Ernährung mit regelmässig viel Früchten und Gemüse in Verbindung mit genügend körperlicher Aktivität bietet die beste Voraussetzung für eine gute Gesundheit.
Was kann ich als Konsument*in beachten, wenn ich im Grosshandel bewusst die genannten Produktelabel einkaufen möchte?
betteryou empfiehlt wenn immer möglich auf regionale und saisonale Bio / Demeter Produkte zurückzugreifen. Genaueres findest du in unserem Blogbeitrag «Bio ist nicht gleich Bio!»
Autor: Benjamin Signer
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Bildmaterial – Tobias Sutter & Quentin Müller & David Busillo
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