Die verweiblichung des Mannes und weitere “Sojamythen”

In der Familie der Hülsenfrüchte hat die Sojabohne den höchsten Proteinanteil. Gerade deshalb ist Soja ein beliebter Eiweisslieferant in der pflanzlichen Ernährung. Allerdings liefert Sie auch Phytoöstrogene (Stoffe aus Pflanzen, welche mehrere Substanzen umfassen). Was dies für den menschlichen Körper bedeutet erfährst du in den folgenden Zeilen.

Die Phytoöstrogene aus Pflanzen sind dem körpereigenen Östrogen ähnlich. Je nach Art des Phytoöstrogens ist der Wirkungsgrad jedoch um 100-10’000-fach geringer. Dennoch können diese, aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit, ebenso an Östrogenrezeptoren in verschiedenen Geweben im Körper andocken und dort eine sehr schwache östrogene Wirkung entfalten.

Führt Sojakonsum deshalb zur verweiblichung bei Männern?

Zwei negative Einzelfallberichte durch übertrieben hohe Dauerzufuhr sowie negative Auswirkungen bei Tierstudien führten in der Vergangenheit dazu, dass die These einer verweiblichung bei Männern immer wieder anzutreffen ist. Fakt ist, dass bei einer üblichen Verzehrmenge keine negativen Auswirkungen durch Soja in Bezug auf den Testosteronspiegel, Spermienqualität und weitere Parameter der Fruchtbarkeit auftreten (1). Paracelsus sage einst: Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.

Führt Sojakonsum zu Problemen mit der Schilddrüse?

Obwohl die Sojabohne, wie auch eine Vielzahl anderer Lebensmittel (z.B. Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl etc.) zur Lebensmittelgruppe mit potenziell goitrogenen (Vergrösserung der Schilddrüse) Eigenschaften zählt, hat Soja keine Auswirkung auf die Schilddrüsenfunktion von gesunden Menschen. Sofern eine ausreichende Jodversorgung stattfindet.

Nice to know:

  • Keine einzige der grossen Ernährungs- oder Krebsgesellschaften (BDA, DC, AAP, CCA, AICR, ACS, BfR, DGE) rät vom Konsum von Sojaprodukten ab.
  • Gentechnisch veränderte pflanzliche Lebensmittel (Soja, Mais, Reis, Raps, Erbse, Zuckerrübe, Papaya, Kürbis, Kartoffel etc.) sind davon ausgenommen. Diese müssen jedoch in Europa per Gesetz gekennzeichnet sein. Tierische Lebensmittel weisen diesbezüglich weniger Transparenz auf. D.h. es existiert kein Gesetz, welches eine Kennzeichnung festlegt. Folglich besteht die Möglichkeit, dass die Tiere gentechnisch verändertes Futter bekommen haben und dies zu negativen Komplikationen beim Menschen führen kann. Einzig bei BIO-Produkten liegt ein entsprechendes Verbot für die Fütterung mit gentechnisch Verändertem Futter vor (4).
  • Viele Sojakritische Berichte stammen von US-amerikanischen Autoren. Die Soja Situation in den USA kann aktuell nicht mit der in Europa verglichen werden (90-100% der Sojaanbaufläche in USA gentechnisch verändert).
  • Anti-Soja-Geschichten gehen auf eine einzige Gruppe in den USA namens Weston A. Price Foundation (WAPF) zurück. Die Stiftung ist bekannt für ihre positive Haltung gegenüber dem Verzehr von gesättigten Fetten und Cholesterin aus traditionellen Lebensmitteln, für die Unterstützung lokaler Lebensmittel und Bauernhöfe, für ihre Ablehnung von Veganismus und einigen Aspekten des Vegetarismus. “Der Grossteil dieser Dinge ist anekdotenhaft, unwahr oder auf Basis von unzureichenden Tierexperimenten begründet” (Butler, 2010). “Wenn Sie es auf WAPF lesen, ist es wahrscheinlich falsch” (Hall, 2015).
  • Tierversuche sind nicht aussagekräftig. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Organismen und Stoffwechsel Wirkungen. Sie sind somit nicht auf den menschlichen Körper übertragbar.
  1. Mitchell, J.H., Cawood, E., Kinniburgh, D., Provan, A., Collins, A. R. & Irvine, D. S. (2001). Effect of a phytoestrogen food supplement on reproductive health in normal males. Clin Sci (Lond), 100(6), 613-618
  2. Kulling, S. E. & Watzl, B. (2003). Phytoöstrogene. Ernährungs-Umschau, 50(6), 234-239.
  3. Taku, K., Melby, M. K., Kronenberg, F., Kurzer, M.S. & Messina, M. (2012). Extracted or synthesized soybean isoflavones reduce menopausal hot flash feqnecy and severity: systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Menopause, 19(7), 776-790.
  4. Neuerburg, W., Schenkel, C., Haccius, M., Hoffmann, U., Langerbein, ,R., Neuendorff, J., Reiners, E., Schmidt, H., Schumacher, U. & Winkel, S. (2013). EU-Verordnung Ökologischer Landau: Eine einführende Erläuterung mit Beispielen zu Erzeugung, Kontrolle, Kennzeichnung, Verarbeitung und Einfuhr von Öko-Produkten – Mit allen Gesetzes- und Verordnungstexten (4. Aufl.). Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, 10.

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