18 September 2024, 08:09
Ernährung
Ernährungsberatungen, die auf DNA-Analysen oder hormonellen Blutanalysen basieren, sind ein wachsender Trend, aber ihre Glaubwürdigkeit und wissenschaftliche Fundierung sind umstritten. Hier eine detaillierte Analyse.
DNA-basierte Ernährungsberatung
Grundlage
DNA-basierte Ernährungsberatungen basieren auf der sogenannten Nutrigenetik, einem Teilgebiet der Ernährungswissenschaft, das untersucht, wie genetische Unterschiede die Reaktion des Körpers auf verschiedene Nährstoffe beeinflussen. Unternehmen, die solche Tests anbieten, analysieren bestimmte genetische Marker, um individuelle Ernährungsempfehlungen abzuleiten.$
Glaubwürdigkeit:
1. Begrenzte wissenschaftliche Basis: Die Nutrigenetik steckt noch in den Anfängen. Einige Gene wie das FTO-Gen (assoziiert mit Fettleibigkeit) oder Laktasepersistenz (Unverträglichkeit gegenüber Laktose) sind gut erforscht. Jedoch sind viele andere Verbindungen zwischen Genen und Ernährungsbedürfnissen nicht eindeutig oder konsistent belegt.
2. Komplexität der Gen-Umwelt-Interaktion: Ernährung ist stark von Umweltfaktoren, Lebensstil und individuellen Präferenzen beeinflusst. Die alleinige Betrachtung genetischer Daten ignoriert diese komplexen Interaktionen.
3. Unterschiedliche Qualität der Tests: Es gibt erhebliche Unterschiede in der Qualität und Aussagekraft der DNA-Tests. Viele Tests bieten generische oder ungenaue Empfehlungen, die auf nicht ausreichend validierten genetischen Markern basieren.
Hormonelle Blutanalysen
Grundlage:
Bei diesen Beratungen werden Blutanalysen durchgeführt, um den Hormonstatus (z.B. Insulin, Cortisol, Geschlechtshormone) zu bestimmen. Die Ergebnisse sollen dann dazu dienen, die Ernährung individuell anzupassen, z.B. durch den Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder Nährstoffe.
Glaubwürdigkeit:
1. Starke Variabilität: Hormonspiegel können durch viele Faktoren wie Stress, Schlaf, Tageszeit und Krankheiten schwanken. Eine einmalige Blutuntersuchung liefert oft kein vollständiges Bild.
2. Fehlende standardisierte Protokolle: Es gibt keine standardisierten Protokolle, um die Ergebnisse der Hormonanalysen in Ernährungspläne umzusetzen. Viele Empfehlungen basieren auf spekulativen Annahmen und nicht auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
3. Anwendungsbereich: Während hormonelle Analysen in der Medizin zur Diagnose spezifischer Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenprobleme) nützlich sind, ist die direkte Anwendung auf allgemeine Ernährungsratschläge weniger etabliert.
Fazit
DNA-basierte und hormonelle Blutanalysen können interessante Einblicke in die individuelle Physiologie bieten, aber ihre Anwendung in der Ernährungsberatung ist derzeit wissenschaftlich nur begrenzt fundiert. Viele Empfehlungen basieren auf spekulativen oder unzureichend validierten Daten. Für die meisten Menschen sind traditionelle Ernährungsberatungen, die auf evidenzbasierten Erkenntnissen und persönlichen Bedürfnissen basieren, sinnvoller. Wer diese Methoden in Erwägung zieht, sollte dies kritisch hinterfragen und sich idealerweise von einem erfahrenen Mediziner oder Ernährungswissenschaftler beraten lassen.
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Bildmaterial – Tobias Sutter & Quentin Müller & David Busillo
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